Frédéric Maire, 63 Jahre, wird demnächst die Leitung der Cinémathèque suisse abgeben und im Einvernehmen mit dem Stiftungsrat des in Lausanne ansässigen Nationalen Filmarchivs sowie im Einklang mit den vertraglichen Bestimmungen sein Amt niederlegen. Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin wird in den kommenden Wochen eingeleitet.
Frédéric Maire wurde 1961 in Neuenburg geboren und blickt auf eine vielseitige Tätigkeit als Regisseur, Journalist, Programmgestalter und Festivaldirektor zurück. 1992 war er einer der Mitbegründer und Co-Direktoren des Filmclubs für Kinder Die Zauberlaterne. Im September 2005 übernahm er die künstlerische Leitung des Internationalen Filmfestivals von Locarno. Im November 2009 wurde er zum Direktor der Cinémathèque suisse ernannt und folgte damit auf Freddy Buache und Hervé Dumont. 2017 wählten die Mitglieder der Internationalen Vereinigung der Filmarchive (FIAF) Frédéric Maire für 6 Jahre zu ihrem Präsidenten.
Unter seiner Leitung kannte die Cinémathèque suisse eine bemerkenswerte Entwicklung auf nationaler und internationaler Ebene. Besondere Meilensteine waren der Bau eines neuen Forschungs- und Archivierungszentrums in Penthaz, das 2019 eröffnet wurde, und der Erwerb des Kinos Capitole im Jahr 2010 durch die Stadt Lausanne, das in der Folge renoviert, erweitert und im Februar 2024 eröffnet wurde. Die Anzahl der Mitarbeitenden der auch in Zürich vertretenen Institution hat sich seit 2010 mehr als verdoppelt.
Unter seiner Führung entwickelte und integrierte die Cinémathèque suisse ausserdem digitale Schnittstellen, insbesondere in den Bereichen Archivierung, Katalogisierung, Restaurierung, Digitalisierung, Aufwertung und Projektion. So wurden Werke des Schweizer Filmerbes mehrmals für prestigeträchtige Festivals nominiert (Cannes, Venedig, Berlin, Locarno, Rotterdam usw.), gestreamt, über DVD und BluRay verbreitet und an zahlreichen Retrospektiven im Ausland gezeigt.
Seit 2010 pflegt die Cinémathèque suisse eine enge Zusammenarbeit mit der akademischen Welt, insbesondere mit der Universität Lausanne, die mehrere vom SNF unterstützte Forschungsprojekte ermöglichte. Die Institution überarbeitete zudem ihre Corporate Identity und ihre digitale Präsenz im Internet und in den sozialen Medien, erweiterte ihr Programm und empfing zahlreiche Persönlichkeiten der Filmszene aus dem In- und Ausland.
Heute ist die Cinémathèque suisse eine Institution am Puls der Zeit und mit international anerkannten Kompetenzen. Der im April 2019 in Lausanne stattgefundene FIAF-Kongress stellte sie ins Rampenlicht und festigte ihren Platz unter den Top Ten der Filmarchive der Welt, den sie dem Umfang, der Vielfalt und der Qualität ihrer Sammlungen zu verdanken hat.
Nach der Einführung einer neuen Governance zur Wachstumsbegleitung muss sich das Schweizer Filmarchiv heute mit der Konsolidierung seiner Errungenschaften in einem komplexen, von Budgetkürzungen geprägten Umfeld befassen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Ankunft eines neuen Direktors bzw. einer neuen Direktorin der Institution neuen Schwung für das Meistern der aktuellen Herausforderungen verleihen.
Der Stiftungsrat dankt Frédéric Maire herzlich für sein grosses Engagement während vieler Jahre im Dienst der Cinémathèque suisse und freut sich, weiterhin auf eine Institution mit hoch qualifiziertem und kompetentem Personal zählen zu dürfen.
