Mit einer Auswahl von Kurzfilmen, die gratis online angesehen werden können, bietet jeden Monat die Cinémathèque suisse einen Einblick in ihre Sammlungen. Im April, Swiss Graffiti von Jacqueline Veuve und Monique Renault (1975).
Swiss Graffiti ist der subversivste Film in Jacqueline Veuves Karriere – ein feministisches Filmtraktat. Der siebenminütige Film entstand 1975 in Zusammenarbeit mit Monique Renault im Rahmen eines ambitiösen pädagogischen Projekts, das mehrere Kurzfilme zu den Schöpfungsmythen vorsah, und war der einzige Film, der tatsächlich umgesetzt wurde. Er verfremdet den Mythos von Adam und Eva in einer gewagten und militanten Interpretation. Mit Kreide-Graffiti, die Bild für Bild auf dem Tricktisch (von Robi Engler) gefilmt werden, blicken Veuve und Renault auf die Geschichte der Schweiz und ihre Entwicklung zurück und beleuchten gleichzeitig die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern in einer direkten Kritik des Patriarchats. Swiss Graffiti wurde an mehreren internationalen Festivals gezeigt. Der Film bietet einen seltenen Schnittpunkt von militantem Feminismus, Pädagogik und künstlerischem Experiment und macht Jacqueline Veuves filmischen Ansatz Mitte der 1970er-Jahre deutlich erkennbar.
Die Digitalisierung des Films erfolgte intern im August 2021, ausgehend von einer Betacam SP Kassette, die in der Cinémathèque suisse aufbewahrt wird. Swiss Graffiti ist eines der Werke, die in der ersten Ausgabe der Online-Zeitschrift Repérages der Cinémathèque suisse besprochen werden. Das Hauptdossier – Texte zum frühen feministischen Film der Schweiz – umfasst 14 Beiträge, die die reichen Bestände des feministischen Films der ersten Stunde erforschen.